Table en Cas
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Table en Cas

Roger Vandercruse dit Lacroix (RVLC)

(maître 1755)

 

Eichenkorpus allseitig geschweift mit nach vorne geöffneter fein furnierter Ablage, seitliche Schublade und ausziehbares Schreibtablar. Marketerie mit hervorragend gravierten und kolorierten Kornblümchen „dans des treillages“,  originale vergoldete Beschläge

gestempelt: «RVLC»

Maße: 51 cm x 33 cm x 77/80 cm

Prov.: Europäische Privatsammlung

 

Dies ist ein sehr reizvoller und auch äußerst selten anzutreffender Möbeltyp, eine "Table en Cas" sozusagen ein "Tisch für alle Fälle". Solch ein Möbel hat ganz entschieden einen universellen Verwendungscharakter. Als Kleinmöbel konnte es leicht von einem Salon in den nächsten verbracht werden, die Schublade ermöglichte eine vielseitige Nutzung, die Schreibplatte erlaubte, ihn als Schreibtisch zu benutzen und die offene Ablage diente Dekorationen nach Belieben.

Der Meister Roger Vandercruse (gen. Lacroix, 1728-1799), dessen Arbeiten zumeist Kleinmöbel sind, auch wenn es einige größere Stücke gibt, hat hier eine reizvolle Variante eines Salontisches geschaffen, die die Eigenschaften einer Kommode mit den Vorteilen des Salontisches verbindet.

Ein allseitig geschweifter Eichenkorpus, teilweise koloriert, von gesetzter Eleganz, zeigt eine aufwändige Marketerie mit einem Rautenmuster ("dans des treillages", also wie ein Kletterpflanzenspalier, Trellis), in deren Feld fein gravierte Kornblumen  sind. Der Korpus zeigt sich nach vorn offen, das Blatt besitzt an drei Seiten einen geschwungenen erhöhten Rand und nach vorn kann eine Schreibplatte herausgezogen werden. Links und rechts weist der Korpus eine  geschwungene, gezargte Öffnung auf (nichtkanonische Zierform, in der Literatur teilweise als "Herz" bezeichnet). An der Seite findet sich ein abschließbares Schubfach. Die Füße sind in traditionellem Ormolu gehalten, ein Stilelement, das Vandercruse häufiger verwendet hat.

Vandercruse hat in drei Stilarten produziert: Louis XV, Transition und Louis XVI (die meisten Stücke sind in diesem Stil gehalten). Ohne Zweifel gehört dieses Objekt in die Periode des Übergangsstils, denn die Schlichtheit der Form ohne "barocke" Elemente oder rokokohaften Überschwang spricht schon vom Geschmack der kommenden Generation..

Die nach vorn offene Ablage wurde zwar von mehreren Werkstätten gepflegt, gilt aber als besondere Vorliebe von Vandercruse., der ein Mitglied einer der bedeutendsten Ebenisten-"Dynastien" war. Nicht alle seine Werke tragen den Stempel "RVLC" (nur zwischen 1769 und 1774 benutzt, was diese Möbel datiert), die meisten gestempelten Möbel haben höfische Auftraggeber gehabt. Als besonders typisch für Vandercruse gilt die Kombination von Trellis-Spalier mit Blumen, geradezu sein Markenzeichen. Das ist ein künstlerisch-ästhetischer Versuch, die Gartenkunst, den Blumengarten mit dem Möbel zu verbinden, was möglichereise nicht ohne symbolische Bedeutung ist: So wie das Rankgitter es den Pflanzen ermöglicht, in die Höhe zu wachsen, so dient das Möbel, als Schreib- und Lesetisch dazu, den Gedanken Höhenflüge zu ermöglichen …

 

Literatur: Clarisse Roinet: Roger Vandercruse dit La Croix, Paris, Editions de l'Amateur 2000

 


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